Heute möchte ich einige Bücher zum Thema Israel/Palästina vorstellen, da ich mich immer mal wieder mit diesem Konflikt und dem Leben der Menschen in dieser Region beschäftige. Das gleiche gilt für die Länder Afghanistan und Irak, die ich dann beim nächsten Mal mit einer Buchauswahl vorstellen möchte.
Margret Greiner
Miss, wie buchstabiert man Zukunft?
Als deutsche Lehrerin in Jerusalem
Margret Greiner ist mit ihrem Mann, einem Diplomaten, nach Jerusalem gezogen. Sie wohnt in einem israelischen Viertel und unterrichtet, da sie dort keine Stellung findet, an einer palästinensischen Schule Mädchen und junge Frauen. Doch nie hat sie sich vorgestellt, wie schwer es werden sollte, immer wieder die unsichtbare Grenze zwischen der westlichen und der arabischen Welt zu überwinden. Margret Greiner ist zerrissen wie die Stadt Jerusalem, daher kann sie so eindringlich von den Widersprüchen und der ausweglosen Situation erzählen.
Sie berichtet von ihren täglichen Wegen durch die geteilte Stadt und gibt die Gespräche und Fragen ihrer Schüler wieder, die nach anfänglicher Zurückhaltung immer offener auch über ihre persönlichen Empfindungen mit ihr sprechen.
Margret Greiner
Jefra heißt Palästina
Ein Mädchen in Jerusalem
Am liebsten würde sie zum Shoppen in die Jaffa-Street gehen, nach Ramallah ins Kino oder ans Meer fahren. Doch seit der Intifada ist all das für die sechszehnjährige Jefra unerreichbar, denn sie lebt mit ihrer Familie in einem besetzten Land. Sie versucht den Teufelskreis von Gewalt und Haß zu durchbrechen und zwischenmenschliche Brücken zu bauen – gegen alle Widerstände in der eigenen Familie. Die authentische Geschichte einer jungen Palästinenserin, hin- und hergerissen zwischen der arabischen Tradition und dem Traum von Freiheit.
Jefra versucht eine Brieffreundschaft zu einem gleichaltrigen israelischen Mädchen zu führen und nimmt an einem Sommercamp in den USA teil, wo sich israelische und palästinensische Jugendliche kennenlernen und austauschen können. Sie versucht sich nach zögerlichem Beginn dem Dialog zu öffnen und findet auch Freunde, aber zurück in Jerusalem, in der Obhut ihrer Familie kann sie diese neuen Freundschaften und Kontakte nicht aufrechterhalten.
Lizzie Doron
Warum bist du nicht vor dem Krieg gekommen ?
Voller Witz und Trauer sind diese Erinnerungen einer Tochter an ihre Mutter, eine eigenwillige, kämpferische Frau, die mit viel Einfallsreichtum im jungen Staat Israel ein neues Leben aufzubauen versucht – „trotz allem“. In eindringlichen und zum Teil aberwitzigen Episoden erzählt Elisabeth vom Leben ihrer Mutter Helena in Tel Aviv. Als Überlebende der Shoah voller Ängste und Trauer versucht sie mit typischem jüdischem Witz immer wieder ihre Würde zu wahren und ihr Leben auch in den schwierigsten Situationen zu meistern.
Suad Amiry
Sharon und meine Schwiegermutter
Tagebuch vom Krieg aus Ramallah, Palästina
Eine Architektin aus Palästina schreibt ein Tagebuch vom Krieg. Scharfsinnig und klug erzählt sie vom Alltag unter der Besetzung. Die Israelis haben sie ins Visier genommen und in den eigenen vier Wänden inhaftiert – zusammen mit der Mutter ihres Mannes. Mit bissiger Klarheit und voller Humor berichtet Suad Amiry, wie die Tiefschläge Sharons und seiner Regierung sich mit den Zumutungen der tyrannischen Schwiegermutter vereinen.
Neben Alltagsszenen von unmittelbarer Eindringlichkeit, die von Schikanen, Angst und Tod unter der Besetzung berichten, den Familiengeschichten und der handfesten Satire eines fiktiven Telefongesprächs mit George W. Bush, ist es vor allem der Ton ihrer Darstellungen, der in den Bann schlägt.
Hans-Joachim Löwer
Heilige Erde, unheiliges Land
Eine Grenzwanderung durch Israel und Palästina
Der Untertitel ist wörtlich zu nehmen. Löwer durchwandert das gesamte Westjordanland von Nord nach Süd. Das Buch wechselt zwischen seinen Tagebuchaufzeichnungen und den Begegnungen und Gesprächen mit den Menschen, die er auf seinem Weg trifft, ab. Seine Schilderungen sind das krasse Gegenteil von offiziellen Pressemeldungen und arrangierten Terminen, sie erzählen von den tagtäglichen Geschehnissen, Sorgen und Problemen der Menschen dieser Region.
Ulla Gessner
Frauen in Israel
Fünfzehn Porträts
Im Mittelpunkt des Buches stehen 15 Frauen, die in Israel leben: eine in Palästina geborene Schriftstellerin, die unter anderem davon erzählt, wie sie erstmals Deutschland besucht, woher ihre Eltern stammen, eine Sozialpädagogin, die in einem Kibbuz aufgewachsen ist, eine aus Polen stammende Ladenbesitzerin, eine Psychologin, deren Familie aus Prag nach Chile floh und die erst im alter von 20 nach Israel kam, eine 32-jährige Witwe, die in einer kleinen Drusenstadt im Karmel-Gebirge lebt, eine Computerdesignerin aus Haifa, eine Rechtsanwältin aus Tel Aviv, die vor acht Jahren aus Deutschland eingewandert ist, eine 57-jährige Versicherungskauffrau, eine Leiterin einer Schule für Tanz-Performance-Künste, eine Holocaust-Überlebende, die in einem Altenheim lebt, wo österreichisches Deutsch gesprochen wird…
Diese Buchtitel sind zwar nicht gerade leichte Sommerlektüre, aber wenn man sich ein wenig für die Thematik interessiert, lassen sich alle gut lesen. Sie sind trotz des ernsten Hintergrundes unterhaltsam und oft auch humorvoll.
Richtige Sachbücher lese ich nicht so gerne. Nur auf trockene Faktendarstellungen kann ich mich nicht lange konzentrieren und vergesse die Daten schnell wieder. Wenn politische, historische oder selbst auch wissenschaftliche Fakten jedoch in Romanform, Biographien oder Reiseberichten verfasst, also mit Menschen verbunden werden, ist es viel einfacher, sich hineinzufinden.
Durch die Verbindung mit persönlichen Lebenswegen und Schicksalen wird auch der Gesamtzusammenhang einer politischen Situation oder einer historischen Zeit deutlicher.